Interview mit Philip Köster

Ende dieser Woche beginnt der Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt. Auf einen Teilnehmer freuen sich die Fans besonders: Der dreimalige Weltmeister Philip Köster ist in dieser Saison nach einer schweren Verletzung wie Phönix aus der Asche in die Weltspitze zurückgekehrt. Der 23-Jährige hatte sich bei einem Trainingsunfall im Herbst 2016 eine starke Knieverletzung zugezogen und in diesem Jahr beim ersten PWA World Cup der Wellenreiter in Pozo mit einem sensationellen Sieg zurückgemeldet. Da der Deutsche danach auch auf Teneriffa nicht zu schlagen war, kann er aufgrund eines möglichen Streichergebnisses mit einem Erfolg auf Sylt (29. September bis 8. Oktober 2017) vorzeitig seinen vierten WM-Titel holen – trotz eines noch ausstehenden Wettkampfes. Über seine Verletzung, die Rückkehr in den World-Cup-Zirkus und die Atmosphäre auf Sylt spricht Philip Köster in einem Interview.

Wie geht es Deinem Knie? Bist Du noch in der Reha oder ist die nicht mehr nötig?
Ich mache zu Hause regelmäßig Übungen, dehne mich ausgiebig vor dem Training und dem Wettkampf. Außerdem fahre ich viel Fahrrad. Das Laufen lasse ich dagegen sein, das ist nicht gut für mein Knie.

Gab es einen Moment, in dem Du dachtest, es wird nichts mehr mit dem Windsurfen?
In den ersten Monaten war es schon hart, denn mein Knie tat sehr weh. Aber ich hatte einen tollen Arzt in Hamburg, der mir immer wieder gesagt hat, dass ich zu 100 Prozent wieder fit werde. Dasselbe meinte auch mein Physiotherapeut und ich dachte mir, wenn das beide sagen, muss es ja stimmen. Und sie hatten recht, mein Knie ist in Ordnung, ich habe keine Schmerzen mehr.

Auch wenn die Verletzung sehr schwer war: Hast Du trotzdem etwas Positives daraus gezogen?
Ehrlich gesagt war es auch mal ganz schön, nicht unterwegs zu sein. Ich reise seit acht Jahren um die Welt, das hört sich gut an, kann aber manchmal auch ein wenig eintönig werden, zumal ich häufig an Orten war, die ich bereits sehr gut kannte. Ich weiß auch gar nicht, wie viele Stunden ich im Flugzeug gesessen und auf Flughäfen gewartet habe. Während der Reha konnte ich endlich mal so richtig ausspannen und habe die Zeit zu Hause trotz der Verletzung auch genossen. Als sich mein Knie wieder besser anfühlte, wollte ich natürlich nur noch aufs Wasser und Windsurfen.

Wie war Dein erster World Cup in Pozo? Hattest Du Angst wegen Deiner Verletzung oder hast Du gar nicht mehr daran gedacht?
Zu Beginn war ich ein wenig aufgeregt, aber als alles so gut klappte, hatte ich nur noch Spaß und habe gemerkt, wie sehr mir der Wettkampf gefehlt hat. Nach einem Doppel-Loop bin ich einmal sehr hart gelandet und spürte einen kurzen scharfen Schmerz in meinem Knie. Das hatte aber nichts mit meiner Verletzung zu tun, sondern ist normal, wenn man aus zehn Metern Höhe aufs Wasser knallt und nicht perfekt landet.

Auf Teneriffa hast Du im Finale gleich zu Beginn zwei unheimlich gute Wellenritte hingelegt und dafür viele Punkte bekommen. Danach wirkte Dein Gegner, der aktuelle Weltmeister Victor Fernandez Lopez, irgendwie gehemmt. War das Taktik oder hast Du einfach nur gute Wellen ausgenutzt?
Normalerweise springe ich zuerst, um dann mehr Zeit für die Wellenritte zu haben. Es kann nämlich manchmal lange dauern, ehe man die geeignete Welle dafür erwischt. In dem Finallauf hatte ich aber gleich am Anfang zwei richtig gute Wellen, die ich natürlich sofort abgeritten bin. Es war also nicht unbedingt Taktik, aber ab da ist Victor, glaube ich, etwas nervös geworden.

Sehen wir auf Sylt den Triple-Loop oder hast Du den erstmal gestrichen?
Nach dieser Verletzung ist der Triple-Loop erstmal kein Thema mehr, ich will normal surfen und bin froh, dass das schon so gut klappt. In der Welle habe ich einige kleinere Neuerungen eingebaut, die werde ich auf Sylt zeigen, wenn der Wind mitspielt.

Am Brandenburger Strand kannst Du wegen eines möglichen Streichergebnisses erneut Weltmeister werden. Ist das für Dich vor dem deutschen Publikum ein besonderer Ansporn oder würdest Du lieber woanders Champion werden, wo der Rummel um Deine Person nicht so groß ist?
Ich bin auf Sylt zweimal zum Weltmeister gekürt worden und jedes Mal war das ein tolles Gefühl, von dem Publikum so gefeiert zu werden. Deshalb wäre es natürlich ein Traum, wenn es in diesem Jahr wieder in Westerland klappen sollte. Natürlich ist der Medienrummel beim größten Windsurf-Event der Welt auch am größten, aber damit kann ich mittlerweile ganz gut umgehen.

Was machst Du auf Sylt, wenn kein Wind weht?
Das kann schon ein wenig nerven, wenn Du auf das Wasser willst und der Wind zu schwach ist oder die Windrichtung nicht stimmt, was auf Sylt ja auch passieren kann. Ich werde mir dann ein Fahrrad leihen und damit die Insel erkunden.

Was sind Deine Ziele? Liebäugelst Du damit, eine weitere Disziplin zu fahren, da die Wave-Tour der PWA nicht sehr viele Stationen hat?
Ich bin schon ein paar Mal Slalom gefahren, aber ich glaube, das bleibt die Ausnahme. Um diese Disziplin wettkampfmäßig auszuüben, braucht man spezielles Material und vor allem gute Trainingspartner, um schneller und besser zu werden. Ich werde vielleicht mal ein Feestyle-Event mitfahren, aber mein Herz schlägt für das Waveriding.


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